Idee

„Zeit zu reden“ ist eine Veranstaltungsreihe zu verschiedenen politischen Themen, die im Zusammenhang mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt entstanden ist. Die Idee dazu entwickelte sich im Frühsommer 2024 angesichts einer öffentlichen Debatte, die seit dem 7. Oktober 2023 von mangelnder Offenheit, Angst, der Verbreitung falscher Informationen sowie Diffamierung und Hetze geprägt ist – sei es in der Politik, in den Medien oder auf der Straße.

„Zeit zu reden“ bringt Wissenschaftler:innen, Intellektuelle und Expert:innen zu hintergründigen Gesprächen über Aspekte zusammen, die in der deutschen Öffentlichkeit schwierig zu besprechen sind. Ihre Kenntnisse, Erfahrungen und fachliche Expertise sollen die Debatte insgesamt versachlichen und erweitern. Festgefahrene Argumentationsmuster werden aufgebrochen, Gewissheiten infrage gestellt, andere Ansichten anerkannt.

Ziele 

Die Veranstaltungsreihe möchte Menschen wieder ins Gespräch miteinander bringen, die sich inhaltlich und emotional voneinander entfremdet haben. Dazu zählen linke, links-liberale, migrantisch gelesene, bürgerliche sowie konservative Teile der Gesellschaft. Einer permanenten Selbstvergewisserung durch Gleichgesinnte stellt „Zeit zu reden“ die Vorstellung und Erweiterung anderer und somit neuer Perspektiven und Meinungen entgegen. Dabei legt „Zeit zu reden“ großen Wert darauf, einen sicheren Diskussionsraum für die Teilnehmenden und das Publikum zu schaffen. 

Ziel von „Zeit zu reden“ ist es, einen konstruktiven Beitrag zum politischen Diskurs in Deutschland zu leisten. Angesichts einer zunehmend von Populismus und Feindseligkeit geprägten Streitkultur stehen die Vermittlung von Wissen und die differenzierte Auseinandersetzung im Vordergrund. Sensible und emotional aufgeladene Themen werden in all ihren Facetten, jedoch stets auf der Grundlage von Menschenrechten und Völkerrecht besprochen. Bei aller inhaltlichen Kontroverse eint die Teilnehmenden das Bekenntnis zu Rechtsstaatlichkeit und Demokratie sowie die Bereitschaft zum Dialog.

Statt das Denken in politischen Lagern zu verfestigen und dadurch gesellschaftliche Gräben zu vertiefen, möchte „Zeit zu reden“ die liberale Demokratie stärken, die durch autoritäre Tendenzen im Innern und den wachsenden Einfluss rechtextremer, völkisch-nationalistischer Positionen in der internationalen Politik unter Druck gerät und infrage gestellt wird.

Prinzipien

„Zeit zu reden“ stellt sich entschieden gegen jede Art von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Volksverhetzung – sei es Judenfeindlichkeit, antimuslimischer Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, antiarabischer oder antipalästinensischer Rassismus, Sexismus, Homophobie sowie alle anderen Formen der Abwertung und Ausgrenzung. Bei den Veranstaltungen von „Zeit zu reden“ stehen menschenrechts-, völkerrechts- und Grundgesetz-basierte Positionen im Mittelpunkt, die die rechtliche Gleichstellung und Gleichbehandlung aller Menschen anstreben.

Die bei den Paneldiskussionen und in Artikeln geäußerten Ansichten entsprechen ausschließlich denen unserer Mitwirkenden und spiegeln nicht zwangsläufig die Ansichten von „Zeit zu reden“ wider.

Team

Als der israelische Dirigent Ido Arad, der armenisch-libanesisch-deutsche Aktivist Haig Ghokassian und die deutsche Journalistin Kristin Helberg sich in Berlin kennenlernten, hatten sie alle das gleiche Störgefühl – eine faktenbasierte, ehrliche und offene Diskussion zum Thema Palästina und Israel schien in Deutschland unmöglich. Mit ihrer Gesprächsreihe „Zeit zu reden“ wollen sie beweisen, dass es doch geht, und den Menschen anbieten, was es dafür braucht: Wissen und Wahrhaftigkeit, die Bereitschaft zu lernen und Diskursfähigkeit – nicht nur zu Israel und Palästina, sondern auch zu anderen Themen.

Finanzierung

Seit April 2025 ist „Zeit zu reden“ ein als gemeinnützig anerkannter (nicht eingetragener) Verein mit Sitz in Berlin. Die Initiative wird von ehrenamtlichem Engagement, Spenden und mehreren privaten Stiftungen getragen, sie erhält keine staatlichen Fördergelder. Zu den Unterstützern von „Zeit zu reden“ zählen im Jahr 2025 die Schöpflin Stiftung, die Stiftung Mercator, die Robert Bosch Stiftung und die Deutsche Postcode Lotterie.

Die meisten Veranstaltungen – Paneldiskussionen und Workshops – finden in der Spore Initiative in Berlin-Neukölln statt – einem sicheren und freien Ort des Austauschs. Diese Unterstützung und Zusammenarbeit ist für „Zeit zu reden“ von großer Bedeutung.