Seit mehr als einem Jahr erscheint der öffentliche Diskurs in Deutschland abgekoppelt von den Ereignissen in Nahost und der internationalen Berichterstattung darüber. Dies hat auch mit der mangelnden Bereitschaft deutscher Medien zu tun, das Kriegsgeschehen professionell und unabhängig abzubilden und dabei die nötige Distanz zu Informationsquellen und politischen Akteuren zu wahren.
Vor allem in den ersten Monaten haben sich viele Redaktionen von der deutschen Staatsräson leiten lassen, die als uneingeschränkte Solidarität mit Israel und bedingungslose Unterstützung der israelischen Regierung verstanden wurde. Nicht nur in der Politik, auch in den Medien herrschen mit Blick auf Israel und Palästina doppelte Standards. So hat sich eine Kluft zwischen der Kriegserzählung in Deutschland und der Wahrnehmung in anderen demokratischen Staaten aufgebaut, die nur schwer zu überbrücken scheint – mit weitreichenden Folgen für Kultur und Wissenschaft.
Was sind die Gründe für dieses journalistische Versagen? Fehlendes Hintergrundwissen und Personalmangel oder eher politischer Druck und Einflussnahme von außen? Welche Rolle spielt bei Journalist*innen und potenziellen Interviewpartner*innen die Angst, als antisemitisch diffamiert zu werden, womöglich seinen Job, weitere Aufträge oder öffentliche Gelder zu verlieren? Und haben wir es bei falscher oder einseitiger Berichterstattung mit einer Häufung bedauerlicher Einzelfälle zu tun oder gibt es – etwa im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – ein strukturelles Problem?
Umfragen zufolge hat fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung wenig oder gar kein Vertrauen in die Berichterstattung deutscher Medien zu Gaza und Israel. Wie wirkt sich das auf die Pressefreiheit, auf Debatten in der Kunst- und Kulturszene und auf die Demokratie insgesamt aus? Und wie ließe sich Vertrauen zurückgewinnen?
Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion: Daniel Bax, Kai Hafez, Alena Jabarine und Jan-Christoph Kitzler.
Moderation: Kristin Helberg






